Forschungsprojekt "Einstellungen zu unterschiedlichen Formen der Arbeitnehmer-Mitbestimmung (EinMit)"
Das Projekt wird von der Hans-Böckler-Stiftung finanziert. Die Laufzeit beträgt 2 Jahre (Beginn 1.1.2013). Das Projekt wird von Prof. Werner Nienhüser? und Dr. Heiko Hoßfeld? geleitet. Projektmitarbeiter sind Esther Glück? und Lukas Gödde?.
In aller Kürze: Das Projekt zielt erstens darauf ab, die Einstellungen zur Arbeitnehmer-Mitbestimmung generell und zu unterschiedlichen Formen mit Hilfe der qualitativen Methode der Assoziationsanalyse zu erfassen. Von besonderem Interesse sind die Einstellungen jüngerer Menschen. Zweitens sollen Ursachen für mögliche Einstellungsunterschiede identifiziert werden.
Mitbestimmung ist und bleibt Gegenstand gesellschaftlicher Auseinandersetzungen. Daher ist es nützlich zu wissen, was Menschen mit Mitbestimmung assoziieren, welche Einstellung sie zur Mitbestimmung generell und zu konkreten Formen haben und wie stark ihre Bereitschaft ist, sich für bestimmte Mitbestimmungsformen zu engagieren. Für gesellschaftliche Entwicklungen sind insbesondere die jungen Menschen mit ihren Denkstrukturen wichtig, da sie die Akteure des Wandels sind. Die Analyse der Mitbestimmungsforschung (u.a. durch Greifenstein und Kißler) zeigt, dass die Einstellungen zur Mitbestimmung seit Ende der 1960er Jahre kaum noch untersucht worden sind. Zudem verwenden viele Untersuchungen die in Bevölkerungsumfragen üblichen, direkten Fragen und erfassen Einstellungen deshalb vermutlich nur sehr oberflächlich. Wir wollen die Vorteile eines indirekten, qualitativen, mit Assoziationen arbeitenden Erhebungsinstruments mit denen einer größerzahligen Befragung verbinden.
Das Projekt EinMit verfolgt zwei eng miteinander verbundene Ziele:
(1) Erstens sollen die Einstellungen von (jüngeren und älteren) Menschen im erwerbsfähigen Alter zur Mitbestimmung der Arbeitnehmer (kurz: Mitbestimmungs-Einstellungen) erfasst werden. Hierzu ist eine Verbindung aus einer repräsentativen telefonischen Befragung mit einer tiefergehenden qualitativen Untersuchung am besten geeignet. Mitbestimmung meint nach unserem Verständnis die Beteiligung von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen an unternehmerischen Entscheidungen, wobei wir einen Schwerpunkt bei der gesetzlich institutionalisierten Mitbestimmung setzen. Mit dem Begriff der Einstellung meinen wir die Bewertung eines sozialen Objekts. Zur Einstellungserhebung wird u.a. eine Variante der aus der qualitativen Forschung stammenden Methode der Assoziationsgeflecht-Analyse eingesetzt, die für eine größerzahlige Erhebung angepasst wird. Die Befragten bekommen Begriffe wie Mitbestimmung durch den Betriebsrat, Mitbestimmung im Aufsichtsrat etc. vorgelegt und werden gebeten, zu jedem Begriff ihre spontanen Assoziationen zu nennen, dann anzugeben, ob die jeweils assoziierten Begriffe positiv oder negativ konnotiert sind und schließlich zu markieren, welche Wichtigkeit die jeweilige Assoziation hat. Mit diesem Verfahren werden Probleme vorgegebener Fragenbatterien reduziert (die ergänzend ebenfalls eingesetzt werden) und die Vorteile eines qualitativen Erhebungsinstruments mit denen einer größerzahligen Befragung und einer quantitativen Auswertung verbunden.
(2) Zweitens sollen Ursachen für Einstellungsunterschiede identifiziert werden. Bei den Ursachen für Einstellungsunterschiede vermuten wir einen Einfluss von Sozialisation, Arbeitssituation, allgemeinen arbeitspolitischen Einstellungen und von Vorwissen über Mitbestimmung auf die Einstellung zur Mitbestimmung (und auch auf die Partizipationsbereitschaft, d.h. die Bereitschaft, sich für Mitbestimmung zu engagieren). Bei der Datenerhebung und -analyse soll ein Schwerpunkt auf die Mitbestimmungs-Einstellungen jüngerer Menschen, d.h. diejenigen im Alter von 16 bis 30 Jahren, gelegt werden. Diese Altersgruppe wird künftig die Arbeitswelt prägen, daher ist sie besonders wichtig. Um die Fragen zu beantworten, ist eine Verbindung aus quantitativer und qualitativer Unter-suchung (sowohl bei der Datenerhebung als auch bei der Datenauswertung) vorgesehen. Zum einen wird (a) durch ein Meinungsforschungsinstitut eine telefonische Befragung durchgeführt und eine Zufallsstichprobe von 2.500 Personen im erwerbsfähigen Alter in Deutschland gezogen. Diese Stichprobe soll durch eine ebenfalls zufällig ausgewählte zusätzliche Teilerhebung von 700 jüngeren erwerbsfähigen Menschen (im Alter von 16 bis 30 Jahren) ergänzt werden. Bereits bei der Telefonbefragung kommt eine Variante der Assoziationsgeflecht-Analyse zur Anwendung. Zum anderen wird (b) eine qualitative Untersuchung angeschlossen. 60 jüngere Personen werden mit Hilfe der Assoziationsgeflecht-Analyse, einem Leitfadeninterview und einem strukturierten Kurzfragebogen befragt.
Eine eigene Webseite für dieses Projekt ist in Vorbereitung.