Projekt „Einstellungen zu Gewerkschaften und Mitbestimmung“

Das Projekt wurde von der Hans-Böckler-Stiftung im Zeitraum von 2018-2020 finanziell gefördert (Projekt 2018-639-2), wofür wir sehr danken.

In Kürze

Wie wirkt unterschiedlicher Medienkonsum, vor allem die Nutzung sozialer Medien, auf die Einstellungen zu Gewerkschaften und zur Mitbestimmung der Arbeitnehmer? Wir haben international vergleichend in Deutschland 1.051 und in Australien 2.184 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern befragt und dabei andere Einflussfaktoren (z. B. Sozialisation, Gewerkschaftsmitgliedschaft, Alter) berücksichtigt.

Kontext

Menschen verbringen immer mehr Zeit mit dem Konsum von Informationen, die über die sozialen Medien vermittelt werden. Daher kann man vermuten, dass das Bild von der Arbeitswelt zunehmend auch von diesen Medien beeinflusst wird. Unsere Untersuchung gibt Aufschluss darüber, wovon es abhängt, was Menschen über wesentliche Institutionen der Arbeitswelt denken: über Gewerkschaften und Mitbestimmung. Wir haben dies international vergleichend (in Deutschland und Australien) untersucht, weil man so den Einfluss des Kontextes auf das Denken mit einbeziehen kann.

Fragestellungen

Im Einzelnen haben wir untersucht:

  1. Welchen Einfluss hat die Nutzung sozialer Medien und des Internets (im Vergleich zur Nutzung traditionellerer Medien) auf die Einstellung gegenüber Gewerkschaften (und der Mitbestimmung der Arbeitnehmer)?
  2. Gibt es Unterschiede in den Einstellungen zwischen jüngeren und älteren sowie gewerkschaftlich organisierten und nicht organisierten Arbeitnehmern? Und sind diese Unterschiede auf die Mediennutzung zurückzuführen?

Untersuchungsmethoden

In Deutschland und Australien wurde jeweils eine Stichprobe aus einem "Pool" gezogen, d.h. einer Datenbank, die von Befragungsunternehmen entgeltlich zur Verfügung gestellt wird. Die Teilnehmer:innen wurden für die Beantwortung der Fragen des Online-Fragebogens entlohnt. Das Sample in Deutschland ist annähernd repräsentativ, die Daten des australischen Samples sind gewichtet. Neben strukturierten, mit Antwortvorgaben arbeitenden Fragen wurden Assoziationsfragen verwendet, bei denen die Befragten spontan Begriffe zu Gewerkschaften und Mitbestimmung äußern konnten. Die Studie vergleicht eine typische „Coordinated Market Economy“ (Deutschland) mit einer typischen „Liberal Market Economy“ (Australien). In beiden Länder fragen wir nach den Einstellungen zu Gewerkschaften. Nach der Einstellung zu Betriebsräten fragen wir nur in Deutschland.

Darstellung der Ergebnisse

In beiden Ländern sind die Einstellungen gegenüber Gewerkschaften positiv, wobei die Jüngere und Gewerkschaftsmitglieder stärker positive Einstellungen als die Älteren und Nicht-Organisierten aufweisen.

Die Untersuchung trennt zwischen dem Ausmaß der Mediennutzung und der Art der jeweils genutzten Medien. Generell gilt: Je mehr Informationen die Befragten über politische Themen im Allgemeinen und über Gewerkschaften suchen und erhalten, desto positiver ist ihre Einstellung zu Gewerkschaften. Der Einfluss sozialer Medien (m Vergleich zu traditionellen Medien wie Zeitungen, TV etc.) auf die Einstellung zu Gewerkschaften ist tendenziell eher positiv (auch bei Kontrolle anderer Einflussfaktoren wie Alter und Gewerkschaftsmitgliedschaft). Der stärkste positive Effekt geht allerdings nicht von der Mediennutzung aus, sondern von individuellen Kontakten mit Gewerkschaften, sei es durch die eigene Mitgliedschaft oder durch Kontakte zu anderen Gewerkschaftsmitgliedern.

Die Befunde deuten insgesamt darauf hin, dass soziale Medien potenziell eher nützlich für die Verbreitung gewerkschaftsfreundlicher Ideen sind.

Veröffentlichungen

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